Bernd Begemann – Endlich

Bernd Begemann - Endlich

Veröffentlicht: 2003

  1. Ich bin dann soweit
  2. Bis du den Rich­ti­gen triffst-​nimm mich
  3. Ich kann dich nicht krie­gen, Katrin
  4. Meine ver­gif­tete Stimme
  5. Du gehst so zärtlich
  6. Ich stamme aus den Hügeln
  7. Clau­dia
  8. Liebe tat mir nie weh
  9. Sel­ten
  10. Hoff­nungs­voll
  11. Wenn wir Glück haben

End­lich!

Ken­nen Sie Bernd Bege­mann? Glück gehabt. Hät­ten sie Nein gesagt, müsste man jetzt die schöne, aber auch lang­wie­rige Geschichte die­ses Gitarre spie­len­den, deutsch sin­gen­den Enter­tai­ners aus Bad Sal­zu­flen erzäh­len. Die Mär vom gut aus­se­hen­den Kerl mit der noch bes­se­ren Stimme, der eigent­lich immer schon in Ham­burg lebt und dort jen­seits irgend­wel­cher Schu­len Lie­der, auch lus­tige, aber vor allem über die Liebe, schreibt und singt und spielt. — Viel­leicht hat er grös­se­ren Ein­fluß auf die soge­nannte Ham­bur­ger Schule als man meint.

Den sie des­halb „Min­ne­sän­ger“, „Barde“ oder „Enter­tai­ner im Bade­man­tel“ nen­nen, der so oft im Jahr auf Tour­nee ist, und eine stän­dig wach­sende Fan-​Gemeinde um sich scharrt. Aber auch den „Anti-​Ideologen“, „Roman­ti­ker“, „Buddy Holly Imi­ta­tor“ und „FC St.Pauli des moder­nen deutsch­spra­chi­gen Lied­gu­tes“. Letz­te­res ver­dankt er, der pri­vat eher als Base­ball– oder Nintendo-​Spieler auf­trumpft, wahr­schein­lich sei­ner treuen Fan­ge­meinde und den vie­len Auf­stiegs­chan­cen, die man ihm mit sei­ner Band „Die Ant­wort“ und vor jeder neuen Solo­platte, sowie bei Neben­jobs als Kolum­nist, Soundtrack-​Scorer, Schau­spie­ler oder Fern­seh­mo­de­ra­tor, immer wie­der zusprach. Nicht, dass die­ser Bernd Bege­mann keine Erfolge vor­zu­wei­sen hätte. Frauen die ihn ken­nen, lie­ben ihn. Män­ner die ihn ver­ste­hen, mögen ihn. Dabei fin­den sich auch zahl­rei­che Kol­le­gen. Die Prin­zen, Heinz Hoenig, Die­ter Tho­mas Kuhn, Michel Van Dyke und Echt haben seine Lie­der gesun­gen. Und mit dem Pro­du­zen­ten und All­round­mu­si­ker Louis C. Ober­län­der, frü­her bei den „Jeremy Days“, und der Sän­ge­rin Lana Quish, mit der die­ser die Band „Palomino“ hat, außer­dem mit Bela Brauck­mann und Peter Hin­dert­hür von „Cul­tu­red Pearls“ und dem Sän­ger und Foto­gra­fen Kim Frank von „Echt“ hat Bernd Bege­mann ein neues Album gemacht. Wenn sie ihn wirk­lich noch nicht kann­ten, wird es jetzt Zeit.

Pop bedeu­tet ja, dass es jetzt ist,“ sagt Bernd Bege­mann, eher so neben­her. Dabei ist das nicht nur sehr wahr son­dern auch wich­tig. Foto: Kim Frank

Bernd Bege­manns neues Album heißt „End­lich“ und ist, im bes­ten Sinne die­ses Wor­tes, ein lang ersehn­ter Neu­an­fang. Nicht ganz allein, aber mit eini­gen schon erwähn­ten guten Freun­den, singt und spielt Bernd auf die­sem Album elf Lie­der, die so jetzt wie gut sind. „Ich bin dann soweit“ heißt gleich das erste Lied. „Schau mich ruhig etwas län­ger an. Ist dir etwas auf­ge­fal­len?“, singt Bernd da. „Ich bin ein ande­rer Mensch als der, den du von ges­tern kennst.“ Die­ser Mensch singt seine lie­be­vol­len Melo­dien immer noch bes­ser und ehr­li­cher als alle Ande­ren, umgibt sich zusätz­lich mit schö­nen Strei­chern und sin­gen­den Gitar­ren, einem ele­gan­ten Chor und sanf­ten Rhyth­men. Das ist Pop.

Und weil es so zeit­los ist, ist es auch zeit­ge­mäß. „Bis Du den Rich­ti­gen triffst– nimm mich“ ist eine mode­rat mar­schie­rende Hymne, die Bernd im Duett mit „Echt“-Sänger Kim Frank singt (der auch all die wun­der­schö­nen Fotos für das neue Album gemacht hat. Ja, wer Bernd ver­steht und mag (s.o.), bleibt ihm kei­nen Gefal­len schul­dig.) Eine per­lende Gitarre lullt in die Bal­lade „Ich kann dich nicht krie­gen, Kat­rin“ ein, die zweite trau­rige Katrin-​Episode von uner­wi­der­ter Liebe und wider­wil­li­ger Resi­gna­tion. „Meine ver­gif­tete Stimme“ zieht das Tempo auf über 120 Schläge pro Minute an, und wird auch the­ma­tisch herz­haf­ter. „Wir wis­sen jetzt, was nicht geht. Und rate mal, wer hier steht?“ bezeugt Bernd, sehr Foto: Kim Frank­über­zeu­gend. „Du gehst so zärt­lich“ wird auch von einer recht schnel­len Bass­drum getrie­ben, ist aber trotz­dem eigent­lich eine Bal­lade. Und was für eine. Für die Refrain-​Melodie „Du gehst so zärt­lich fort, doch du gehst“ würde man­cher ebenso viel tun, wie für die Zeile „Die Erste macht die Tür zu und der Letzte hört die Schritte“. So zart das klin­gen mag, es schmerzt. Lang­sam braut sich ein Akkord­sturm zu „Ich stamme aus den Hügeln“ zusam­men, der erst bei Einer Minute Drei­zehn zum vol­len, segens­rei­chen Pop-​Gewitter aus­bricht. Wo die Hügel sind und warum, ist dabei total egal, denn man weiß, wie es dort ist, „wo jeder für sich lebt“ und der, der „bloß ein paar Schritte geht“ kom­plett ver­schwun­den ist. Noch eine sicher­lich schöne, offen­sicht­lich ent­täu­schende Frau ist „Clau­dia“, die aller­dings dafür, dass sie jetzt end­lich glück­lich, mit einem ande­ren und auch nach Plan lebt, zumin­dest die­ses herz­er­wei­chende Lie­bes­lied mit auf ihren Lebens­weg bekommt. Bernd, der Hoff­nungs­trä­ger, oft alleine, aber nie­mals ein­sam, behaup­tet immer­hin „Liebe tat mir nie weh“ und zieht auch bei die­sem Gefühls­aus­bruch wie­der alle roman­ti­schen Regis­ter. Damit trotz­dem kei­ner trau­rig wird, rockt dann „Sel­ten“ mal so rich­tig ab, wobei der Sen­ti­men­ta­list auf ein­mal selbst­be­wusst singt: „Sel­ten fühlte ich mich wohl in mir. Sel­ten vor­her.“ Das lang­sam lei­dende „Hoff­nungs­voll“ klingt gar nicht danach. Aber die Zeile „Gib uns etwas Zeit und mit etwas Glück, wer weiß, beginnt in die­ser Nacht eine Liebe, die bleibt“ ist es ganz bestimmt. Zum Glück gibt’s zum Schluß noch das schöne, sanft vor sich hin schwe­bende „Wenn Wir Glück Haben“, einen wei­te­ren wun­der­ba­ren Begemann-​Song, zu dem man am liebs­ten gemein­sam sin­gen und wei­nen will. Wie so oft bei Bernd. Wie so sel­ten sonst.

Natür­lich ist die­ses neue Album mit Abstand Bernd Bege­manns bes­tes. Alte Fans wer­den es lie­ben, von Neuem mit ihm lei­den oder auch glück­lich sein zu dür­fen. Neue Freunde wer­den ihm nach­füh­len, ihm zuju­beln, seine Lie­der mit­sin­gen. Die Welt wird Bernd Bege­mann ken­nen­ler­nen. Endlich.