Veröffentlicht: 2001
- Vorhang
- Ich komm um zu kündigen
- Ein Fremder in Deiner Wohnung
- Eigentlich wollte ich nicht nach Hannover
- Fernsehen mit Deiner Schwester
- Zweimal 2. Wahl
- Gut im Bett (nirgendwo sonst)
- Die Verlassenen
- Bleib Zuhause im Sommer
- Deutsche Hymne ohne Refrain
- Viel zu Glücklich um es lange zu bleiben
- Wahrscheinlich der Winter
- Sie lebt jetzt in Dresden
- Kein Glück im Osten
- Marathon Mann
- Judith, mach Deinen Abschluß
- Nimm doch noch mehr Drogen
- Oh, St. Pauli
Bernd Begemann — Live
Ich lernte Begemann das erste mal auf der Party meines Freundes Marcus Wiebusch kennen. Er war da und hat den ganzen Raum auf eine wunderbare Art und Weise in seinen Bann gezogen. Er erzählte impulsiv und unvergleichlich Geschichten aus seinem unerschöpflichen pop-Wissen. Querverbindungen von Buddy Holly über die Beatles zu Jonathan Richman und all seinen anderen Ikonen. Und man hörte gerne zu und dachte: „Dieser Mann ist überall auf der Bühne.„
Da gehört er hin. Gib ihm eine Gitarre und er wird für immer spielen. Genau diese Dinge finden sich wieder auf der ersten Live-Platte von Begemann: Wie er die Räume, in denen er Auftritt, in Beschlag nimmt. Wie er die wärmer macht, und das Herz der Betrachter erobert. Sie fast zwingt, etwas zu genießen, daß ihnen vorher fremd war, ihnen ermöglicht, einen schönen Abend zu verbringen, Begemann is coming home.
Er muß einer der besten 5 Gitarristen dieses Landes sein. Soulful und wunderbar zieht er die kleinen wundervollen Melodien aus seiner albakustischen, halbteuren Korea Importgitarre und singt dazu seine Lieder. Verstörende Alltagsaugenblicke (Zweimal 2. Wahl), romantische Appelle (Bleib zu Hause im Sommer), kleine Geschichten (Eigentlich wollte ich nicht nach Hannover) die dieses immer wieder gute „Ja, genau das!“-Gefühl genmerieren, ohne das es nervt. Ein Mann steht im Leben und kann es von oben betrachten. Analyse und Leidenschaft in einer heißen Melange.
Aus über 100 Stunden Musik erhörte sich Begemann seine Live-Platte. Vier Jahre Produktionszeit! Aufnahmen aus zehn verschiedenen Orten, übber 66 Minuten Musik, ohne Overdubs, ohne gängiges Applaus-lauter-drehen. Begemann hat sein Ego im Griff und er weiß, was er zu leisten im Stande ist.
Die Leute, die auf den Konzerten waren, werden sich wieder an die Räumlichkeiten erinnern. Sie werden Biergeruch, Die Tabakwände feat. Herzlichkeit in der Nase haben, oder das dämliche Gesicht des Grundschullehrers vor sich sehen, der dazwischen gequatscht hat.
Die Platte atmet, die holt Luft, so wie Begemann auf seinen Konzerten Luft holen muß, wenn er die angepeilten 3 Stunden mal wieder locker überschreitet. „Begemann LIVE“ geht auf. Wir fühlen die Freude. Wir fühlen die Wahrheit der Songs. Wir fühlen die Bedeutung der Lieder für die Menschen, die in dem Raum waren, in dem Begemann musizierte. Es ist auch unser Raum, jetzt. Listen and be here now! Bitte halten Sie durch!
P.S: Wenn Begemann spielt, liegt vor ihm auf der Bühne ein DIN A2 Zettel, auf dem ca. 350 Songs stehen. Der älteste ist von 1982. Da habe ich noch mit Airfix-Soldaten gespielt.
Thees Uhlmann