Die Antwort – #1

Die Antwort - #1

Veröffentlicht: 1991

  1. Mor­gen tut es Dir leid
  2. Zeit an Gott zu denken
  3. So bin ich
  4. Das ist Liebe
  5. Sie haben alles verkauft
  6. Was ist zu tun?
  7. Durch die Adern mei­ner Haut
  8. Meine Jahre mit Eli­sa­beth Taylor
  9. Wie kann man sie lieben?
  10. Eine ein­fa­che Lösung
  11. Unge­trös­tet
  12. Cry for Shadow
  13. Mit­leid mit den Dummen
  14. Judith, mach Dei­nen Abschluß

Gesang: Bernd Begemann
Gitarre: Karl Allaut
Bass­gi­tarre: Michael Becker
Gitarre: Andreas Mertens
Schlag­zeug: Ste­fan Ulrich

Pres­se­info

Wann hat es das letzte Mal eine neue Bande gege­ben (und das auch noch in Deutsch­land), die es schafft eine kom­plette LP im Stu­dio live ein­zu­spie­len? Was man hört, ist, was gespielt wird. Kein Chor gedop­pelt, kein Gitarren-“Overdub“, nichts ist geschönt, ver­än­dert, gelo­gen. Und wann hat es das letzte Mal eine Band gege­ben, die in jeder Stadt nicht ein­mal kurz „auf der Durch­reise“, son­dern 4, 5 und mehr Abende hin­ter­ein­an­der und dann auch noch jeden Abend 3 und mehr Sets spielt? Direkt, am Publi­kum, das fol­ge­rich­tig auch mehr erwar­ten darf als Gitar­ren– und Kleiderständer.

Der Beat, der auf der neuen Antwort-​LP „#1“ schlägt, bedeu­tet nicht „Oldies“ oder etwa „Nost­al­gie“, nein ganz im Gegen­teil: Hier wird Beat (und damit natür­lich Rock­mu­sik ganz all­ge­mein) wie­der mit „Kurz Kna­ckig Tref­fend Direkt Gut“ über­setzt. Gefühl­voll statt gefüh­lig. Sen­si­bel statt Non­sens. Auf den Punkt gebracht, wo andere auf­wei­chen. Und doch: Spie­le­ri­scher Umgang mit Sti­len, Stil­brü­chen, Zita­ten. Kurz: Ant­wort

Eine sol­che Band kann natür­lich nur aus Ver­bün­de­ten, Freun­den, Mit­ver­schwö­rern beste­hen. Hier ist kein Platz für „Probenraum-​Weltmeister“ mit teu­ren Anla­gen, aber ansons­ten „no par­ti­cu­lar place to go“. Jedes Wort und jede Note ist genau, nichts ist zuviel oder zuwe­nig. Bernd Bege­mann, Sän­ger und Tex­ter der Gruppe, ver­mei­det jede hohle Phrase, sucht statt­des­sen immer wie­der nach neuen, über­ra­schen­den Bil­dern und Sprach-​Einfällen, um seine Inhalte ver­mit­teln zu kön­nen. Hat es jemals schin ein­mal einen Pop-​Song gege­ben, in dem Worte wie „Steu­er­hin­ter­zie­hung“ und „Profitmaximierung“vorkommen und der trotz­dem (oder viel­leicht gerade des­we­gen?) als Pop funktioniert?

Hier ist er: „Mit­leid mit den Dum­men“. Und das ist nur ein Bei­spiel von vie­len. Man höre nur „Zeit, an Gott zu den­ken“ oder „Judith, mach Dei­nen Abschluss“ oder „Meine Jahre mit Eli­sa­beth Tay­lor“… und­un­d­und. Diese beson­dere Qua­li­tät fin­det man hier in jedem Song.

Dazu die Musik: Die Rhyth­mus­gruppe, Fun­da­ment jedes Beats und so wich­tig: Gerade, ohne Schnör­kel, dabei aber mit der Phan­ta­sie und dem Ein­füh­lungs­ver­mö­gen, die so leben­dige Musik braucht. Ste­fan Ulrich am Schlag­zeug und Michael Becker am Bass spie­len schon seit Jah­ren zusam­men. Unüberhörbar.

Die Gitar­ren: Was für ein Genuß! Ver­ant­wort­lich dafür ist kein Gerin­ge­rer als Karl Allaut, assis­tiert von Andreas Mer­tens an der (manch­mal sogar ers­ten) Gitarre.

Karl Allaut, der die LP auch pro­du­ziert hat, sieht sich als Musi­ker in einer Tra­di­tion, die von Louis Jor­dan über Gene Vin­cent und den Beat­les bis zu den Clash reicht. Jeder Ton die­ses Albums beweist, daß er es geschafft hat, die­ser Tra­di­tion eine neue Fri­sche zu geben, eine eigene Idee, Spiel­weise und/​oder Haltung.

Die Ant­wort ist eine Band, kein irgend­wie gear­te­tes „Pro­jekt“. Die neue Sin­gle „Mor­gen tut es Dir leid“ und das Album „#1“ bewei­sen, was mög­lich ist, wenn man Songs vor die Pro­duk­tion stellt, wenn man sagt, was man sagen will, wenn man spielt, was zu spie­len ist.

So ein­fach kann es sein.