Wer kennt es nicht? Das richtige Lied zur richtigen Zeit: Das Lied, das beim ersten Kuß im Hintergrund lief. Das Lied, das über den ersten Liebeskummer hinweg half. Oder sogar das Lied, dass wie ein Leuchtturm den Weg durch den Dschungel des Lebens weißt. Steffen Radlmaier hat 100 davon in einem Buch versammelt. 100 Musiker und Autoren schreiben über ihren Song. Mit dabei ist auch Bernd Begemann.
Bernd Begemann schreibt über seinen Lieblingssong "A House is not a Home" von Dionne Warwick in einem imaginären Zwiegespräch mit einer Freundin. Sie hält den Song für "Hausfrauenmusik". Er erklärt, dass dieses Lied "jedem Menschen auf der Welt seine Würde zurückgibt." Damit ist gleichzeitig das ganze Thema auf den Punkt gebracht: Der persönliche Song des Lebens muß kein Superhits sein. Viele Songs in dem Buch waren mir, trotz einigermaßener Kenntnis der Popgeschichte, nicht im Ohr. So wie mir letztens ein Bekannter erzählt, dass die zwei Zeilen "I’m lucky, I can open the door and I can walk down the street / Unlucky, I’ve got nowhere to go and so I follow my feet" aus Belle & Sebastians "Dirty Dream Number Two" das Dilemma seines Lebens beschrieben, sind es auch in "Mein Song" mal einzelne Zeilen, mal nur die Musik, die Stimme des Sängers/der Sängerin oder die Stimmung des Liedes, welche ihn wichtig machten.
Schön fand ich als Begeman Fan zu sehen, dass Bernd Begemann nicht nur selbst "seinen Song" vorstellt, sondern auch in einem anderen Text genannt wird als jemand, der solche Songs produziert.
Abseits der alljährlichen Bestenlisten oder der All-Time-Best, schreiben hier Prominente von Roger Willemsen, Udo Lindenberg und Frank Goosen bis Elke Heidenreich, Wim Wender und Wolfgang Niedecken sowie weniger prominente Autoren und Musiker über ihren Song. Das sind Geschichten aus den 70ern mit grünen Ford Granadas und Songs von Bruce Springsteen, aber auch Geschichten vom Mädchenorchester in Auschwitz. Geschichten die berühren, fast so, wie es die Songs in den Geschichten tun.
"Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist." Victor Hugo